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Der vergessene Nahostkonflikt
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Die arabische Welt ist im Aufruhr, von Alexandria bis Amman, von Rabat bis Ramallah. Nur im Zentrum des alten Nahostkonflikts sträuben sich die Herrscher bislang beharrlich gegen den Wandel. Aber wie lange noch? Und auf wessen Kosten?
In DER VERGESSENE NAHOSTKONFLIKT spürt Markus Bickel den Veränderungen im explosiven Dreieck zwischen Israel, Syrien und dem Libanon nach, wo die islamistische Hizbollah längst zum Staat im Staate geworden ist. Er beschreibt die komplexen Hintergründe des arabisch-israelischen Konflikts – gespickt mit Beobachtungen vor Ort und brisanten Hintergrundinformationen aus Geheimdienst- und Ermittlerkreisen. Dass nur ein Friedensschluss, der nicht nur Palästinenser, sondern auch Israels nördliche Nachbarn einschließt, Aussicht auf dauerhafte Stabilität bietet, steht für ihn außer Frage.
Die Leserschaft erhält tiefe Einblicke in Gesellschaften und deren politische Vorstellungen. ... In dieser nuancenreichen Darstellung liegt der Wert dieses Buches.
Mit seinem Schreibstil erzeugt Bickel eine Resanz, die den Leser fesselt und durch die Entwicklungen führt wie durch einen Krimi – ohne Fakten zu vernachlässigen.
Bickel ist ein Geschichtenerzähler, bleibt aber sehr genau, immer Journalist.
Excerpt
Eine Serie von Sprengstoffanschlägen weckte Ängste vor einem neuen Flächenbrand. Industrieminister Pierre Gemayel wurde am 21. November 2006 ermordet, ein schiitischer Demonstrant unmittelbar nach Beginn der Oppositionsproteste erschossen. Doch Premierminister Fuad Siniora und sein Notstandskabinett lenkten nicht ein. Die Spannungen nahmen danach mehr und mehr zu – bei Straßenkämpfen im Januar 2007 gab es in Beirut weitere Tote. Scharfschützen tauchten auf den Dächern rund um die Arabische Universität auf. Per Telefon sicherte der saudische König Abdullah Siniora seine Unterstützung zu, auch Irans oberste Führung intervenierte – und befahl der Hizbollah in letzter Minute den Rückzug. Der Libanon am Rande des Abgrunds, ein schiitisch-sunnitischer Krieg, das wollte Teheran dann doch nicht.
Aber in den Monaten danach flammten die Auseinandersetzungen an den Schnittstellen zwischen sunnitischen und schiitischen Vierteln Beiruts immer wieder auf. Als Sinioras Kabinett Anfang Mai 2008 beschloss, ein von der Hizbollah illegal betriebenes Telefonnetz zu kappen, eskalierte der Machtkampf endgültig. Hizbollah-Generalsekretär Hassan Nazrallah bezeichnete die Verordnung als «Kriegserklärung» und stellte ein 48stündiges Ultimatum, den Beschluss zurückzunehmen. Doch die Zeit verstrich, ohne dass die Regierung einlenkte. Am Abend des 7. Mai gab Nasrallah seinen Leuten den Befehl zum Angriff: «Wir haben eine völlig neue Stufe erreicht», sagte er in einer Ansprache an seine Anhänger. «Der Libanon ist ein anderer als zuvor.»